Kresty, das Petersburger Gefängnis

In Sankt Petersburg befinden sich vier Strafkolonien und fünf Untersuchungsgefängnisse. An der Großen Newa, am Arsenalnaya Kai Nr.8 , etwa 5 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, befindet sich das bekannteste, das berüchtigte Kresty Gefängnis. Bei der Eröffnung der Haftanstalt im Jahr 1890 galt es als eines der modernsten und sichersten Gefängnisse seiner Zeit. Nach Angaben der Gefängnisverwaltung ist das Kresty das größte Gefängnis Europas.
Das Kresty Gefängnis entstand unter Zar Alexander III aus dem ehemaligen Weinlager der Zarin Anna Ioannowna. Der Bau eines Gefängnisses war durch die Reform und Aufhebung der Leibeigenschaft nötig geworden, da zum einen die sozialen Gegensätze nicht aufgehoben wurden und zum anderen die Grundbesitzer Beschuldigte nicht mehr selbst verurteilen und einsperren durften. Ab 1867 wurde das umgebaute Weinlager für 700 Gefangene verwendet.
Das Gefängnis war bereits nach 20 Jahren zu klein geworden. Nach einem Plan des österreichischen Architekten Antoni Tomishko musste die Haftanstalt von den eigenen Häftlingen umgebaut werden. Antoni Tomishko verstarb kurz nach der Fertigstellung des Gefängnisses. Das Gefängnis besteht heute hauptsächlich aus zwei kreuzförmigen Zellenblöcken (Kresty=Kreuze) mit 960 Zellen und der Alexander Newski Kirche. Vom zentralen Kreuzungspunkt der Trakte konnte man alle Korridore mit wenig Personal überwachen.
Das neue Gefängnis war für maximal 1150 weibliche oder männliche Gefangene vorgesehen, die in getrennten Trakten untergebracht wurden. Zu den berühmtesten Gefangenen während der Zarenzeit gehörten Leo Trotzki und der erste Premierminister der Provisorischen Regierung, Alexander Kerenski. Während der Revolution 1917 wurde das Gefängnis gestürmt und alle Gefangenen befreit.
Es dauerte jedoch nicht lange bis alle Zellen wieder permanent überbelegt waren. Während der Sowjetherrschaft waren die Zellen mit mindestens 6 Gefangenen belegt. Nach der Revolution wurde das Gefängnis für die vielen Opfer stalinistischer Säuberungen zu einem „Lager für unfreiwillige Arbeit“. Während der Blockade, als viele Häftlinge und auch Wärter verhungerten, waren in dem Gefängnis hauptsächlich Lebensmitteldiebe und deutsche Kriegsgefangene untergebracht.
Nach der Perestroika soll das Gefängnis zeitweise mit bis zu 10.000 Inhaftierten belegt gewesen sein. Ab 1967 diente die Haftanstalt als Gefängnis als Untersuchungshäftlinge. Seit 1999 finden in dem Gefängnis Führungen für die Öffentlichkeit statt, ab 2013 soll das Kresty Gefängnis in die Vorstadt Kolpino umziehen. Das Kresty Gefängnis grenzt heute unmittelbar an das zentrale Kinderkrankenhaus.
 (englisch) Google Map offizielle Homepage (russisch)
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