Baden bei Wien

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Der Bade und Luftkurort ohne Durchgangsverkehr ist vor allem wegen seiner Lage im Grünen, seinem gepflegten Stadtbild und seiner Nähe zu Wien ein begehrter Wohnort. Baden ist Hauptstadt des einwohnerstärksten Verwaltungsbezirks in Niederösterreich, in Baden selbst leben etwa 25.000 Einwohner. Dazu kommen noch etwa 4000 Bewohner, die mit einem Zweitwohnsitz in Baden gemeldet sind. Im gesamten Bezirk, der aus insgesamt 6 Städten und 25 Gemeinden besteht, leben knapp 140.000 Einwohner.
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Seine wichtigste Bedeutung verdankt Baden von jeher einer geologischen Bruchlinie, an der schwefelhaltiges Wasser aus mehreren Quellen austritt. Geologisch gesehen befindet sich Baden an der großen Thermenlinie, die sich vom tschechischen Karlsbad über Baden bis zu den südlichen Radenska Quellen in Slowenien zieht. Die 22°C bis 36°C warmen Schwefelquellen wurden wahrscheinlich schon von den Kelten benutzt, schriftlich erwähnt wurde „Aquae“ jedoch erst während der Römerzeit im römischen Straßenverzeichnis "Itinerarium Antonini Augusti“. Am 5. Juli 1480 wurde Baden durch Kaiser Friedrich III zur Stadt erhoben und mit einem Wappen versehen, das die Bedeutung der Stadt als Badeort symbolisiert.
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Baden wurde in seiner Geschichte mehrmals von Epidemien heimgesucht. Neben der Cholera, die um 1830 in Baden wütete, wurde die Stadt zwischen 1562 und 1713 des Öfteren von der Pest heimgesucht. Besonders stark wütete der „Schwarze Tod“ im Jahr 1680, bei dem ein Drittel der Bevölkerung Badens ausgelöscht wurde. Zur Erinnerung an die letzte große Pestwelle im Jahr 1713 wurde am zentralsten Punkt der Stadt eine Dreifaltigkeitssäule aufgestellt. Die barocke und mit Gold verzierte Pestsäule wurde vom Bildhauer Giovanni Stanetti geschaffen.
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Im Mittelalter wurde Baden in einer Urkunde zum ersten Mal unter dem deutschen Namen „Padun“ erwähnt. Österreich stand im Mittelalter unter der Herrschaft der Babenberger, ein österreichisches Markgrafen- und Herzogsgeschlecht, die ihren Ursprung in Bayern hatten. Auf der Stelle des alten Herzogshofs steht heute das im Jugendstil gebaute Hotel Herzoghof, an dessen Seiteneingang eine Inschrift an die urkundliche Erwähnung des Babenberger Herzoghofs aus dem Jahr 1258 erinnert und an das Jahr 1716, in dem Baden durch den Ankauf des Herzoghofs mit dem Antonsbad in den Besitz der für die Stadt so wichtigen Ursprungsquelle kam.
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Das seit 1934 bestehende Grand Casino Baden, nach eigenen Angaben das größte Europas, ist ein weiterer wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt und mit ein Grund, das Baden auch nachts von der Wiener Staatsoper aus mit dem Bus erreichbar ist. Seit 1968 ist das Casino im Kongresshaus untergebracht, das auch für andere, vom Spielbetrieb unabhängige Veranstaltungen verwendet wird. Unter dem Kongresshaus befindet sich der Stollen mit der ältesten Schwefelquelle der Stadt.
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Nach einem verheerenden Großbrand im Jahr 1812 wurden die zentralen Gebäude der Stadt im klassizistischen Stil nach Plänen des Wiener Architekten Joseph Kornhäusel, einem der bedeutendsten Architekten des Biedermeier-Stils, wieder aufgebaut. Um das Stadtzentrum entstanden in dieser Zeit viele prächtige Villen und schlichte, aber elegante Bürgerhäuser, die bis heute trotz eines verheerenden Bombenangriffs im 2.Weltkrieg größtenteils erhalten geblieben sind.
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Der barocke Zwiebelturm der katholischen Stadtpfarrkirche zum heiligen Stephan prägt schon von weitem das Stadtbild. Die Kirche stammt aus dem 15. Jahrhundert, sie wurde aber während der Türkenkriege schwer beschädigt und erhielt nach mehreren Bauphasen erst 1827 ihr heutiges Erscheinungsbild. Die Kirche besitzt eine Orgel aus dem Jahre 1744, auf der Wolfgang Amadeus Mozart und wahrscheinlich auch Beethoven gespielt hatte. Wolfgang Amadeus Mozart war mit dem Chorleiter der Kirche Anton Stoll befreundet, mehrere seiner Messen wurde in der Stadtpfarrkirche unter seiner Mitwirkung aufgeführt.
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Das 1812 gebaute 'Hoftheater an der Schwechat' wurde ebenfalls nach Plänen von Joseph Kornhäusel gebaut. Bereits 1716 stand an dieser Stelle ein kleines Theater, das noch aus Holz gebaut worden war. Der Holzbau wurde 1775 durch einen mit Schindeln gedeckten Ziegelsteinbau ersetzt, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts wieder abgerissen wurde. Das heutige Erscheinungsbild des Stadttheaters stammt aus dem Jahr 1909. Am 2.Oktober 1909 wurde das Theater nach einem Umbau mit Beethovens ‚die Weihe des Hauses‘ (in Baden komponiert‘) und mit der Strauß-Operette ‚Die Fledermaus‘ wieder eröffnet. Baden wird zwar in der Fledermaus Partitur nicht namentlich erwähnt, Johann Strauß vermerkte nur einen Badeort in der Nähe einer großen Stadt, es ist aber anzunehmen, das damit nur Baden gemeint sein konnte. Zur 500 Jahr-Feier wurde das Theater erneut von außen und innen komplett renoviert.
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Der Hauptplatz ist das historische Zentrum der Stadt. 1973 wurde in der Altstadt eine Fussgängerzone eingerichtet, in der man heute zwischen historischen Biedermeierhäuschen und großen Stadtvillen gemütlich flanieren kann.
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In der Fußgängerzone befinden sich vor allem kleinere Boutiquen, aber auch einige Restaurants und Kaffeehäuser. In der Badener Fußgängerzone merkt man am ehesten den Charakter der Kurstadt, tagsüber ist die Fußgängerzone relativ belebt, abends nach Geschäftsschluss jedoch ziemlich ausgestorben.
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Eines der berühmtesten und meistfotografierten Häuser Badens ist das Eckhaus an der Rathausgasse 10. Das Haus stammt aus dem 16. Jahrhundert und beherbergte bis 1870 eine Kupferschmiede, danach eine Bäckerei. Zwischen 1821 bis 1822 und 1823 wohnte in der 1. Etage Ludwig van Beethoven, der hier seine 9. Symphonie vollendete. Beethoven kam zwischen 1804 und 1825 rund 15 Mal zur sommerlichen Kur nach Baden und wohnte dabei in sieben verschiedenen Wohnungen. Beethoven nutzte die Umgebung Badens zu ausgedehnten Spaziergängen, oft entlang am Ufer der Schwechat im Helenental. Nach dem Beethoven in Baden schon einmal kurzfristig wegen Zechprellerei verhaftet worden war, wurde er auf einen seiner Spaziergänge als Lump identifiziert und wegen Landstreicherei erneut verhaftet. In der erste Etage befindet sich heute eine Gedenkstätte.
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Im 13. Jahrhundert befand sich im Süden des Hauptplatzes ein Kloster der Augustiner-Eremiten mit einer heute nicht mehr existierenden Kapelle, die als Frauenkirche bezeichnet wurde. Unter dem Alter der Kapelle sprudelte eine Thermalquelle, mit der sich ein Bad an der Nordseite der Frauenkirche befüllen ließ. Nach der ersten Türkenbelagerung wurde unter Kaiser Ferdinand I an dieser Stelle ein neues Bad gebaut und der Stadt übergeben. Das von vielen namhaften Persönlichkeiten benutzte Bad wurde 1878 modernisiert und im Inneren mit Marmor verkleidet. Das ehemalige Frauenbad war bis Ende 1973 in Betrieb, seit 2009 befindet sich in dem Gebäude das Arnulf Rainer Museum. Arnulf Rainer ist ein zeitgenössischer, international bekannter Maler, der in Baden bei Wien geboren wurde.
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Die heutige Frauenkirche wurde nach dem großen Stadtbrand von 1714 im barocken Stil bis 1743 neu errichtet. Das an dieser Stelle befindliche Kloster der Augustiner Eremiten wurde wegen Mangel an Ordensnachwuchs um 1812 aufgegeben. Danach ging das Kloster und die Frauenkirche in kaiserlichen Besitz über und wurde 1827 zur kaiser-königlichen Hofkirche erhoben.
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In der Mitte des 18. Jahrhunderts gab es in Baden noch 17 Thermalbäder, die teilweise bereits ab 4 Uhr morgens geöffnet wurden. Von den schönen alten Bädern ist nur mehr das traditionsreiche Strandbad in Betrieb, die alten Badeanstalten aus der Biedermeier-Zeit sind nicht mehr in Betrieb oder sie wurden anderen Zwecken zugeführt.
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Nach 40 jährigem Leerstand wurde das Franzensbad als türkisches Hamambad wieder neu eröffnet, das bisher einzige derartige Bad in Österreich.
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Lohnenswert kann manchmal ein Blick in die wunderschönen Hinterhöfe sein, in den sich häufig grüne Oasen mit liebevoll gepflegten Gärten verbergen.
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Grüner Markt
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Baden liegt inmitten des Weinanbaugebiets „Thermenregion“. In der Thermenregion herrscht meistens ein mildes, pannonisches Klima mit heißen Sommermonaten und relativ trockenen Herbstmonaten. Der Begriff "Weinanbaugebiet Thermenregion" entstand zwar erst 1985 durch ein Weingesetz, in der Gegend um Baden werden jedoch seit über 2000 Jahren Weinreben kultiviert, die ursprünglich von römischen Legionären aus ihrer Heimat mitgebracht wurden. Schon im Mittelalter erlebte der Weinbau rund um Baden unter Führung der Zisterzienser eine Hochkonjunktur. Die Mönche aus Heiligenkreuz machten die Gegend zwischen Bad Vöslau und Gumpoldskirchen zu einer der ältesten und traditionsreichsten Weinanbaugebiete Österreichs.
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In der Thermenregion werden an den Hängen des Wienwalds zwischen Gumpoldskirchen und Bad Vöslau auf schweren und muschelkalkhaltigen Böden hauptsächlich einheimische Weißweinsorten wie Rotgipfler und Zierfandler angebaut, südlich von Baden werden auf eher kargen Schotterböden rote Burgunderweine wie Sankt Laurent oder Pinot Noir erzeugt. Diese Rebsorten wurden im frühen Mittelalter durch den damals in Burgund beheimateten Zisterzienserorden nach Österreich eingeführt und weiterentwickelt.
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In und rund um Baden gibt es zahlreiche Wein-Ausschankbetriebe, in Baden selbst gibt es ca. 70 "Heurige", wie Straußwirtschaften im östlichen Österreich genannt werden. Die meisten Heurigen sind nur einige Wochen im Jahr geöffnet. Die Öffnungszeiten sind im Heurigenkalender der Stadt Baden verzeichnet, vor Ort gibt es Wegweiser zu den gerade geöffneten Heurigen, die meistens mit einem über der Eingansgstür ausgehängten Kranz aus Föhrenzweigen und manchmal auch zusätzlich mit bunten Glühbirnen gekennzeichnet sind.
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don't drink and drive: Verkehrstechnisch ist Baden über eine Straßenbahn (ca. 60min), die Südbahnlinie (ca. 30min) und die Südautobahn (ca. 45min je nach Verkehr) mit Wien verbunden. Zusätzlich verkehrt die Buslinie 360 („Casino Bus“, ca.50min) der Wiener Lokalbahnen, die Baden im Stundentakt von 7 Uhr morgens bis 4 Uhr nachts mit dem Wiener Zentrum verbindet.
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Im Westen von Baden, nur unweit vom Kurpark entfernt, liegt das Schloss Weikersdorf, dessen Ursprung sich bis zum Jahr 1233 zurückverfolgen lässt. Das Schloss war in der Hand mehrerer Besitzer, u.a. gehörte es im späten Mittelalter dem ungarischen König Matthias Corvinus. Die ehemalige Burg wurde während der ersten Türkenbelagerung stark in Mitleidenschaft gezogen und danach von italienischen Baumeistern im Renaissance Stil erneuert. Am längsten gehörte das Schloss der Familie Doblhoff, deren Ahnsitz bei Meran in Südtirol lag.
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Der 8 Hektar große Doblhoffpark am Schloss Weikersdorf ist neben dem Kurpark eine weitere grüne Oase im Stadtgebiet. Der Park, der mit einem schönen Ententeich und alten Baumbestand ausgestattet ist, war bis in die 1960er Jahre im Privatbesitz der Familie Dobblhof und wurde danach zusammen mit dem Schloss an die Stadt Baden abgegeben.
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Zum Doblhoff Park gehört der größte Rosengarten Österreichs, das Rosarium. Im Rosarium befinden sich über 600 Rosensorten auf 30.000 Rosenstöcken die zweimal im Jahr, im Juni und im Oktober zur Blütenpracht gelangen. Seit einigen Jahren werden Mitte Juni im Doblhoffpark die Badener Rosentage gefeiert. Während der Rosentage werden Sonderschauen, Vernissagen, Konzerte, Shows und Feuerwerke veranstaltet, beendet werden die Badener Rosentage mit einem Open–Air–Rosenball.
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Fortsetzung folgt ....
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