Peterhof, die Sommerresidenz der Zaren, liegt im gleichnamigen Ort, etwa 35 Kilometer südwestlich des Petersburger Stadtzentrums an der Südküste des Finnischen Meerbusens. Das riesige, über 1000 Hektar große Areal besteht aus 5 Schlössern und drei großen Parkanlagen, die oberen Gärten, den Unteren Park und dem Alexandra Park. Im Zentrum der Anlage steht der
Große Palast, der zwischen 1714 und 1725 gebaut und noch unter Zar Peter dem Großen am 15.August 1723 mit einem rauschenden Fest eingeweiht wurde.
Die Geschichte von Peterhof beginnt bereits um 1705, als sich Peter der Große hier eine kleine Hütte aufstellen ließ, die als ‚Raststätte‘ für den kombinierten Land - und Seeweg nach Kronstadt diente. Erst nach dem Sieg gegen Schweden 1709 bei Poltava beschloss Peter der Große eine für ihn angemessene Sommerresidenz errichten zu lassen. Nach seiner diplomatischer Reise nach Frankreich begann man 1714 mit dem intensiven Bau der Paläste und Parkanlagen, nach Peters Skizzen und Inspirationen, die er aus Frankreich mitbrachte.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Peterhof zum Frontgebiet und von der deutschen Wehrmacht drei Tage lang intensiv bombardiert. Während der anschließenden vier Monate langen Besetzung Peterhofs wurden die noch verbliebenen Kunstgegenstände und Fontänen-Figuren geraubt und die Anlage durch den Bau von Panzersperren, Bunker und Schützengräben fast komplett zerstört. Nach dem Abzug der Deutschen wurde Peterhof 1944 in 'Petrodworez' umbenannt, seit 1997 haben Ort und Palast wieder ihren alten Namen Peterhof ('Petergof') zurück bekommen. Nach dem Krieg wurde über 50 Jahre lang mit ungeheurer Energie an der Restaurierung und Rekonstruktion nach historischen Fotos und Tapetenresten gearbeitet.
Es ist nicht möglich, alle Sehenswürdigkeiten des gigantischen Ensemble an einem Tag zu bewältigen. In Peterhof befinden sich alleine über 20 Museen. Für den oberen, im französischen Stil angelegten Park, dem Familienmuseum der Benois Familie, dem riesigen Alexandra Park mit dem Cottage Palais, dem Fahrradmuseum und weitere Sehenswürdigkeiten wie Zarenapotheke, Kräuterdepot, Peter Paul Kathedrale und andere war an diesem Tag leider keine Zeit mehr vorhanden. Die anschließenden Fotos sind alle aus dem über 100 Hektar großen Unteren Park.
Unweit des Großen Palasts im Ostteil des Parks befinden sich die Holländischen Blumenbeete. Michetti installierte dort 1726 zwei Fontänen mit einem Durchmesser von 25 Meter. Die Schalen waren ursprünglich aus Holz, sie wurden aber später durch Carrara Marmor ersetzt. Diese Schalen wurden in Petersburg geschliffen, jede wiegt an die 17 Tonnen.
In Peterhof sind mit wenigen Ausnahmen fast alle Skulpturen vergoldet. Viele der Skulpturen wurden nach Anleitung von Leblond, Michetti und Rastrelli in England und Holland als Bleiskulptur erschaffen und in Peterhof vergoldet. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die barocken Skulpturen durch bronzene Kopien ersetzt.
In der von den Architekten Braunstein und Semzow zwischen 1722 und 1725 errichteten Orangerie werden im Winter die exotischen und empfindlichen Pflanzen gelagert. Im Sommer wird die Orangerie für die Gastronomie verwendet. Ein angenehmer Platz zum Ausrasten, nebenbei lässt sich das lebendige Treiben am Triton Brunnen beobachten, sofern man einen der wenigen freien Plätze unterm Sonnenschirm findet.
Der Triton Brunnen mit einem Durchmesser von 15 Meter wurde von B.C.Rastrelli geschaffen.
Im Sommer befindet sich in der Orangerie ein kleines Selbstbedienungsrestaurant mit Außengastronomie und moderaten Preisen.
in der Orangerie
Der Untere Park ist durch seine vielen Fontänen und Kaskaden einzigartig, eigentlich ist Peterhof mehr ein Park mit Schlössern als ein Schloss mit Park und wird dementsprechend von den Einheimischen gerne als Naherholungsziel und Frischlufttankstelle besucht.
Obstbäume und Gemüsebeete im Orangeriegarten
Über die Monplaisir-Allee zwischen den Springbrunnen führt der Weg vom
Schloss Monplaisir zum Palast.
Unterhalb des Palasts befindet sich der mit Broderien geschmückte Parterregarten niederländischer Prägung.
Einer der beiden römischen Springbrunnen die 1739 angelegt wurden. Der Entwurf von Dawydow und Blank war ähnlich dem Springbrunnen auf dem Petersplatz in Rom. Unter Zar Paul I wurde die Fontänen in Marmor und Granit neu gestaltet.
Von der Palastterrasse führt die berühmte Schachbrettbergkaskade zu den Parterregärten. Mit dem Bau wurde bereits unter Peter I begonnen, ursprünglich war an dem Platz nur eine kleine Grotte errichtet worden. Nach Inbetriebnahme der Zuleitungen für die Fontänen entschloss man sich zum Bau der Kaskade. Mitte des 18.Jahrhunderts bekamen die Kaskadenstufen ein Schachbrettmuster.
Romantischer Teich auf dem Weg zum Palast.
Der Menagerie-Garten wurde ursprünglich als Tiergarten in der Nähe des
Schloss Monplaisir angelegt. Heute befinden sich dort keine Tiere mehr.
Die Scherzfontäne Pilz im Menagerie-Garten, eine der zahlreichen Scherzfontänen aus dem 18. Jahrhundert, die früher zur allgemeinen Belustigung Gästen und Höflingen unliebsame und feuchte Überraschung bereiten sollten und heute an heißen Tagen etwas Abkühlung bringen können. Peter der Große hatte die von Italienern erfundene Mode der Scherzfontänen aus Frankreich mitgebracht.
Der Hauptschmuck des Menagerie-Garten ist die Fontäne Sonne, geschaffen ursprünglich 1724 von Nicolo Michetti, 1770 wurde der Springbrunnen von Juri Velten zu einem effektvollen Springbrunnen umgebaut. Er verlegte den mittleren Wasserstrahl in eine 3,5 Meter hohe Säule, an deren Spitze eine doppelt vergoldete Scheibe befestigt ist. Die Wasserstrahlen treten in Form einer Sonne aus der vergoldeten Scheibe aus, die durch ein Wasserrad im Sockel angetriebene Säule dreht sich dabei um die eigene Achse und bringt die Wasserstrahlen bei Sonnenschein zum Glänzen.
Schloss Monplaisir in Peterhof ist ein schlichter Palast im holländischen Stil, in dem Peter der Große selbst nach dem Bau des großen Palasts noch weiter wohnen blieb. Hier unterhielt er seine Gäste mit legendären Trinkgelagen.
Für Sankt Petersburg hat Peterhof eine ähnliche Bedeutung wie etwa Versailles für Paris oder Schönbrunn für Wien. Im Sommer ist Peterhof ein Touristenmagnet und ein beliebtes Ausflugsziel für ganz Russland. Seit 1990 ist Peterhof UNESCO Weltkulturerbe.
Der Peterhofer Leuchtturm
Ufer am Finnischen Meerbusen zwischen Schloss Monplaisir und der Schiffsanlegestelle.
Bäume und Sträucher wurden aus ganz Russland und aus dem Ausland nach Peterhof gebracht. Nach der Belagerung im 2.Weltkrieg musste Peterhof mit 25.000 Bäumen neu aufgeforstet werden, da ein Großteil des alten Baumbestands abgeholzt und als Brennmaterial verwendet wurde.
Das 1884 aufgestellte Denkmal für Peter I wurde nach einem Entwurf von Iwan Antokolski in Bronze gegossen.
Glocken-Fontäne dem Weg in den Ostteil des Parks
Von der Eremitage führt ein Weg zur Löwenkaskade, einer Kollonade im griechischen Stil mit drei Dutzend Wasserspendern.
Die erste Löwenkaskade wurde nach einem Entwurf von Andrej Woronichin im 18.Jahrhundert gebaut, zwischen 1854 und 1857 wurde die Kaskade von Andrej Stakenschneider durch eine Kolonnade aus 14 acht Meter hohen Granitsäulen ersetzt.
Die um 1721 errichtete Eva Fontäne gehört zu den ältesten Fontänen im Park.
An der Grenze des Marly Parks stehen vier Fontänen, die auf eine Anordnung Peters errichtet wurden.
Südlich des Marly Palastes befindet sich am Hang die Kaskade Goldener Berg. Das Wasser fließt von der oberen Attika mit drei wasserspeienden Maskaronen über Marmorstufen in ein figürliches Becken. Die Kaskade entstand 1722 nach einem Entwurf von Michetti. Um 1730 waren die Treppenstufen mit vergoldetem Kupferblech verkleidet, die im Sonnenschein glänzten.
Der Westteil des unteren Parks wird vom Marly Ensemble bestimmt, das zwischen 1720 und 1732 entstanden ist.
Venusgarten im Marly Park
Das Ensemble Marly wurde nach einer Residenz des französischen Königs Ludwig XIV Marly-le-Roi in der Nähe von Paris benannt. Mit den Bauarbeiten wurde 1720 begonnen.
Das Zentrum des Marly Ensembles bildet ein 113m² großer Palast auf einer Insel zwischen zwei Teichen. In dem innen bescheiden und geschmackvoll eingerichteten Räumen gibt es persönliche Dinge, Bücher und Gemälde aus der Sammlung Peter dem Großen zu sehen.
Seitenansicht des Marly Palasts
Im Westteil des Unteren Parks stand früher das Dorf Kotin. Von dort segelte Peter der Große regelmäßig auf die Insel Kotin um die dortigen Befestigungsanlagen zu kontrollieren. An der Stelle wo die Überfahrt zur Insel begann, damals ein Waldgebiet mit einzelnen Bauern und Fischerhütten, heute die Westgrenze des Parks, ließ er nach einem Vorschlag seiner Frau ein Landhaus errichten.
Treppen auf dem Damm zur Ostsee
Das Lustschloss Eremitage geht ebenfalls auf eine Idee von Peter dem Großen zurück. Auf das Schloss führt eine kleine Zugbrücke. Im Erdgeschoß befindet sich eine Küche, von der das Essen mit einem Hebemechanismus in die erste Etage gehoben wurde. So wurden die Gäste nicht von Dienstpersonal belästigt. Das Schloss wurde nach dem Vorbild französischer Eremitagen von Braunstein zwischen 1721 und 1725 erbaut.
AUf dem Gelände des unteren Parks gibt es neben dem Selbstbedienungsrestaurant in der Orangerie auch ein russisches Restaurant mit Biergarten.
Der nördliche Teil des Unteren Gartens ist zum größten Teil als Englischer Garten mit schattigen Laubbäumen gestaltet.
Am Ostseeufer sind ausgedehnte Spaziergänge möglich, alleine das Ufer des Unteren Parks erstreckt sich über 10 Kilometer.
Der westlich Teil des Parks ist mit einem Damm zur Ostsee geschützt.
Auf dem Rückweg zur Schiffsanlegestelle
Peterhof liegt ca.35 Kilometer westlich von Sankt Petersburg am Finnischen Meerbusen. Peterhof kann über Land oder Wasser erreicht werden. Entweder nimmt man die Elektrischka ab dem Baltischen Bahnhof (30 Minuten Fußweg zum Palast) oder eine der Marschrutkas, die von der Metrostation Awtowo starten. Am bequemsten ist die Fahrt mit dem Tragflügelboot, das vor der Eremitage oder vor dem Senat-Synode Gebäude startet und am unteren Schlossgarten in Peterhof anlegt.
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