Die flächenmäßig über einen Hektar große und 101,5 Meter hohe Isaakskathedrale gehört zu den größten Kirchenbauwerken der Welt. Der Grundriss in Form eines griechischen Kreuzes mit vier vorgelagerten Portiken und mit vier Glockentürmen an den Ecken ist 97 Meter breit und 111 Meter lang. Die weithin sichtbare Kathedrale wurde zu einem Symbol der Stadt Sankt Petersburg. Benannt wurde die Kathedrale nach Isaak von Kiew, einem reichen Händler, der sein Habe an die Armen verteilte und danach bis zu seinem Tod als Mönch im Kiewer Höhlenkloster lebte.
Zar Alexander I ließ einen Wettbewerb für den Bau einer neuen Kathedrale ausschreiben, an dem sich acht italienische und drei russische Architekten bewarben. Durchsetzen konnte sich letztendlich der junge und noch unerfahrenen Bonapartist Auguste de Montferrand, der in kürzester Zeit mehrere Entwürfe in verschiedenen architektonischen Stilrichtungen anfertigte.
Montferrand musste seine statischen Entwürfe mehrmals überarbeiten, da die Berechnungen von anderen Architekten des Hofs überprüft wurden. Montferrand konnte bei seiner Arbeit auf die Hilfe des neugegründeten Komitees für ‚Bauwesen und hydraulische Arbeiten‘ zurückgreifen, zu dem die besten Architekten jener Zeit gehörten, wie Carlo Rossi oder Wassilij Stasow.
Über 400.000 Arbeiter waren an dem epochalen Bau beteiligt. Die Fertigstellung unter Alexander II war mit 23 Millionen Silberrubel Baukosten sechsmal so teuer war wie der Winterpalast und dauerte fast 40 Jahre. Bis 1928 wurde die Kathedrale für die Liturgie verwendet, danach wurden alle Gottesdienste in der von Atheisten verwüsteten Kirche eingestellt.
Die Kolonnade der Kuppel ist begehbar und eine beliebte Aussichtsplattform mit einem wunderbaren Panoramablick auf ganz Petersburg. Für die Vergoldung der im Durchmesser 25 Meter großen Kuppel wurden 100 Kilogramm Gold verwendet. Das Gold wurde mit einer neuen Quecksilber Mischtechnik auf Kupferplatten aufgetragen und blieb bis heute erhalten.
Die riesengroßen, über 20 Tonnen schwere Eichentüren mit bronzenen Basreliefs wurden von Iwan Vitali geschaffen. Jedes Portal wurde zwei Heiligen gewidmet, im Westen den Apostel Petrus und Paulus, im Süden den hl. Wladimir & hl. Alexander Newski und im Norden dem hl. Isaak von Dalmatien und dem hl. Nikolaus von Myra.
Die 12000 Besucher fassende Kathedrale ist heute im Staatsbesitz und ein Museum für Kunst und Geschichte in eigener Sache. Erst 1990, kurz vor dem Ende der Sowjetunion, feierte der russisch-orthodoxe Metropolit hier zum ersten Mal nach 62 Jahren wieder eine Messe, aber auch heute finden in der Isaakskathedrale noch Gottesdienste statt, allerdings nur mehr zu besonderen Anlässen.
In der Kuppel hängt in 80 Meter Höhe eine weiße Taube mit einer Flügelspannweite von 1,65 Meter aus versilberten Kupfer. Das 800 Quadratmeter große Deckengemälde im Inneren der Kuppel wurde von Karl Brjullow gemalt.
Die Kuppel besteht aus drei Schalen, die von gusseisernen Balken gehalten werden. Der Raum zwischen den Schalen ist mit 100.000 zylindrischen Klanggefäßen aus Keramik gefüllt. Unter den Fenstern sind 5 Meter hohe Engel-Figuren des Bildhauers Iwan Vitali aufgestellt.
Für die gesamte Innenverkleidung wurden 14 Arten Marmor, Malachit, Lapislazuli, Jaspis, Porphyr, Lasurit und Halbedelsteine aus ganz Europa verwendet. Insgesamt wurden in der Kathedrale 40 verschiedene Mineralien verwendet.
Für den dekorativen Schmuck der Kirche wurden 400 Kilogramm Gold, 1000 Tonnen Bronze, 16 Tonnen Malachit und über 11 Quadratmeter Lapislazuli verarbeitet.
Die 25 x 25 Meter große Ikonostase ist mit zwölf korinthischen Bronzesäulen versehen, von denen zehn mit Malachit und zwei mit afghanischen Lapislazuli verkleidet wurden.
Ein von Peter Klodt geschaffenes Korinthenkapitel aus vergoldeter Bronze krönt die Königstür der Ikonostase. Die Ikonostase ist eine mit Ikonen geschmückte Altarwand, die in russisch-orthodoxen Kirchen das Kirchenschiff von dem Altarraum trennt.
Ein für orthodoxe Kirchen eher untypisches Glasfenster im Altarraum hinter der Ikonostase zeigt den auferstandenen Jesus. Das Glasfenster ist 28m² groß und wurde von dem deutschen Maler Heinrich von Hess in der Königlichen Manufaktur in München angefertigt.
Der in Düsseldorf geborene Maler Heinrich von Hess wurde von dem bayerischen König Ludwig I. zum Professor an die „Königliche Akademie der Bildenden Künste in München berufen.
Nicht überall ist Fotografieren erwünscht wie hier am nördlichen Katharinen-Seitenaltar. In der Isaakskathedrale befinden sich einige Reliquien die heute wieder angebetet werden, darunter die von Andreas dem Erstberufenen und eine in Gold eingefasste Ikone aus dem Besitz Peter des Großen.
Zu den angebeteten Reliquien gehören auch ‚wundertätigen Kopien‘ der Ikonen von der ‚Gottesmutter von Tichwin‘ und der ‚Gottesmutter von Korsun‘.
Die Ikone der Gottesmutter von Tichwin entstand im 18. Jahrhundert nach dem Original aus dem 14. Jahrhundert.
Die Malereiarbeiten wurden an die damals besten Künstler der russischen akademischen Schule vergeben. Die prachtvollen Deckengemälde wurden von Fjodor Bruni und Karl Brjullow gemalt. Beide waren ehemalige Absolventen und später ordentliche Professoren der Petersburger Akademie der Künste.
Einige der Gemälde wurden mit Öl auf Leinwand gemalt und danach an den Wänden und Decken angebracht. Nachdem viele Originalgemälde der Feuchtigkeit und Kälte zum Opfer fielen, wurden viele davon ab 1851 durch Mosaike ersetzt. Die Neugestaltung dauerte bis zum Ersten Weltkrieg und musste dann abgebrochen werden.
Mehrere Studenten der Akademie der Künste wurden nach Rom geschickt um die Herstellung und Kunst des Mosaiks zu studieren. Auch im vatikanischen Petersdom mussten im 19. Jahrhundert Ölgemälde wegen der Feuchtigkeit durch Mosaike ersetzt werden. In Rom entstand eine 'russische' Mosaikwerkstatt für die Isaakskathedrale, die 1851 nach Petersburg verlegt wurde.
Bei der Innenausstattung der Isaakskathedrale kam weltweit zum ersten Mal die von dem deutsch-russischen Physiker und Ingenieur (Boris) Moritz Hermann von Jacobi erfundene Galvanoplastik zu Einsatz, die eine wesentliche Gewichtsverringerung bei Reliefs und Statuen erlaubte. Der in Potsdam geborene Physiker war Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Jacobi gilt auch als Erfinder des ersten praxistauglichen Elektromotors und des Elektroboots.
Die Tragekonstruktion der Kathedrale besteht aus 48 Säulen, jede etwa 17 Meter hoch. Dazwischen befinden sich zum Teil bis zu 5 Meter dicke Mauern, die mit 5 Zentimeter dicken Marmorplatten verkleidet wurden. Die riesengroßen Ölgemälde und Mosaiktafel sind nicht direkt an den Wänden befestigt, sondern auf extra angefertigten Metallkonstruktionen mit Blenden.
Auf anschaulichen Holzmodellen kann man im musealen Teil der Kirche die Entwicklungsgeschichte der Isaakskathedrale studieren, von der Holzkirche Peters I bis zur heutigen von Auguste de Montferrand gebauten Kathedrale.
Der junge Architekt und Bauingenieur Auguste de Montferrand kam 1816 nach Petersburg und bekam dort die Chance an seinen kühnen Ideen zu arbeiten. Der Bau der Isaakskathedrale, der Alexandersäule und der Erlöserkirche in Nishny Nowgorod machten ihm zu einem der bedeutendsten Architekten jener Zeit. Montferrand starb 1858 in seinem Petersburger Haus am Ufer der Moika.
Die Isaakskathedrale wird durch 112 massive und bis zu 114 Tonnen schwere Granitsäulen gestützt. Für das Fundament wurden über zwei Jahre lang 25.000, 30cm dicke und 6 Meter lange Fichtenstämme im sumpfigen Boden verankert. Zur Aufrichtung der Granitsäulen wurde 1826 ein eigenes Baugerüst konstruiert, das im Museum als Modell zu sehen ist.
Auf Schautafeln wird die jüngere Geschichte der Kathedrale gut erklärt. Wie viele andere russischen Kirchen auch wurde die Isaakskathedrale während der Sowjetzeit in ein Museum umgewandelt. Während der Belagerung Petersburgs wurde die Isaakskathedrale als Lager für die Kunstschätze der umliegenden Paläste verwendet.
Vor oder nach dem Betreten lohnt sich ein Blick auf die vier Giebelfelder über den Portiken. Die Reliefs wurden von Iwan Vitali und Francois Lemaire geschaffen, die bei den historischen Szenen teilweise Gesichter von Personen verwendeten, die am Bau der Kathedrale beteiligt waren, darunter Alexander I, Prinz Wolkonski, Alexei Olenin und von Montferrand selbst, der mit einem Modell der Kathedrale abgebildet wurde.
Isaakskathedrale, Details der Außengestaltung
Isaakskathedrale, Details der Türen
Isaakskathedrale, Details der Türen
Isaakskathedrale, Details der Außengestaltung
Isaakskathedrale, Details der Außengestaltung
Isaakskathedrale, Details der Außengestaltung
Mehr als 260 Stufen muss man für einen phantastischen Panoramablick über Sankt Petersburg überwinden.
Blick von der Kolonnade Richtung Süd-West auf die Westseite des Isaakplatzes. Die monumentalen Engelsfiguren rund um die Kolonnade wurden von dem Dresdner Bildhauer Joseph Herrmann geschaffen.
Säulengang auf der Kuppel
Einer der vier kleinen Glockentürme, die aus statischen Gründen an den Ecken der Kathedrale gebaut wurden – heute ohne Glocken.
Blick von der Kolonnade Richtung Westen, bei dem die Kräne des Hafens und der finnische Meerbusen am Horizont erkennbar sind.
Blick Richtung Süd-West auf die Nikolaus Marine-Kathedrale
Blick Richtung Süden auf den Isaaks Platz mit dem Marienpalast
Blick Richtung Nord-Osten auf den Winterpalast und die Admiralität.
Blick Richtung Osten und Newski Prospekt mit der Erlöserkirche.
Schlossplatz und Winterpalast
Blick Richtung Norden auf die Wassiljewskij-Insel, im Vordergrund das Universitätsgelände.
Senat und Synod am Dekabristenplatz im Norden der Kathedrale.
Blick Richtung Nord-West auf die Akademie der Künste, deren Mitglieder maßgeblich am Bau der Kathedrale beteiligt waren.
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