U-Boot Narodowolez D2

In den 1980er Jahren wurde das U-Boot Narodowolez (Volkswille) am frei zugänglichen Hafengelände des LenExpo Geländes als Gedenkstätte und als eine Außenstelle des Marinemuseums aufgestellt. Das Unterseeboot Narodowolez (Volkswille) der Klasse D2 gehört zur ersten russischen U-Boot Generation, der Dekabristenklasse. Die Narodowolez, das zweite Boot dieser Klasse, wurde nach der konspirativen Vereinigung Narodnaja Wolja benannt, die für das tödliche Attentat auf Zar Alexander II. verantwortlich war.
Die ersten taktischen Anforderungen und Konstruktionskonzepte wurden im Jahr 1923 als Teil des ersten Fünf-Jahresplan der Sowjetunion festgelegt. Am 17. Februar 1927 wurde das Projekt zum Bau der ersten sowjetischen U-Boote vom Oberkommandierenden der russischen Seestreitkräfte genehmigt. 1925 gelangte eine sowjetische Marinekommission an Baupläne der italienischen Balilla U-Boot Klasse. Aus dem italienischen und dem eigenen russischen Konzept entstand schließlich in der baltischen Werft unter der Leitung des Marine-Ingenieur Boris Michailowitsch Malinin das erste russische U-Boot nach der Oktoberrevolution.
Von der Dekabristenklasse wurden in der Baltischen Werft insgesamt drei Unterseeboote gebaut, drei weitere U-Boote entstanden in der Schwarzmeer Werft auf der Krim. Die Unterseeboote der Dekabristenklasse hatten zu Beginn eine erhebliche Menge an technischen Fehlern. Ein großes Problem dieser Schiffe war die langsame Sinkgeschwindigkeit und die schlechte Stabilität unter Wasser. Nach den ersten Tests unter Wasser wurden die Projektumsetzter der Sabotage beschuldigt.
Das erste U-Boot der Dekabristenklasse, die D1, wurde am 3. November 1928 in Betrieb genommen. Die Narodowolez wurde zwischen 1927 und 1928 in der damaligen Petersburger Marinewerft 189 (Baltische Fabrik) gebaut. Von den insgesamt 6 Schiffen der Dekabristenklasse überlebten nur die Narodowolez und die Spartakus (D5), drei Boote sanken ohne Fremdeinwirkung, zwei weitere wurden von der Deutschen Marine versenkt.
Die in sieben Abschnitte unterteilte Narodowolez ist 76 Meter lang, 6,5 Meter Breit und einen Tiefgang von 3,8 Meter. Der Antrieb bestand aus zwei je 1100 PS starken deutschen MAN Dieselmotoren und zwei Elektromotoren mit jeweils 525 PS. Das in Doppelhüllen-Bauweise konstruierte Schiff erreichte eine Geschwindigkeit von 14 Knoten über Wasser und 9 Knoten im Tauchgang. Das Schiff konnte 90 Meter tief tauchen und bis zu drei Tagen unter Wasser bleiben. Die Reichweite wurde mit bis zu 6700 Kilometer angegeben.
Die Besatzung der Narodowolez bestand aus 53 Matrosen und Offiziere.
Die Narodowolez war mit acht 533mm Torpedorohren ausgestattet und hatte 14 weitere Torpedos an Bord. An Deck befand sich eine 45mm und eine 100mm Kanone, zusätzlich konnte ein 7,62mm Maschinengewehr montiert werden.
Die Narodowolez wurde zu Beginn in der Nordflotte eingesetzt, ab dem 5. August 1933 unterstand sie der Baltischen Flotte in der Ostsee. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Narodowolez bei vier Einsätzen in der Ostsee eingesetzt.
1939, zur Zeit des Kriegsbeginns, war die Narodowolez zur Überholung in einer Werft. Bei einem dritten Ausbruchsversuch aus der belagerten Stadt gelang ihr unter Kapitän Roman Vladimirovitch Lindberg der Durchbruch durch die deutschen Linien, die den Finnischen Meerbusen mit 15.000 Seeminen, Kreuzern und U-Booten blockierten.
Im September 1942 wurde die Narodowolez von einem deutschen U-Boot-Fangnetz gefangen. Nach der Entdeckung musste das Schiff tauchen und einen Matrosen im Wasser zurücklassen, der das Schiff vom Netz befreien sollte. Nachdem die deutschen Schiffe verschwunden waren konnte die Narodowolez wieder auftauchen, den noch lebenden Matrosen an Bord holen und ein beschädigtes Seitenruder reparieren.
Die Narodowolez feuerte mehrmals mit Torpedos auf deutsche und schwedische Handelsschiffe, verfehlte aber meistens das Ziel. Am 14. Oktober 1944 versenkte sie das deutsche Schiff Jacob Fritzen und das als Transport und Minenschiff verwendete Eisenbahnfährschiff Deutschland, bei einer weiteren Fahrt wurde noch ein Transportschiff versenkt.
1956 wurde die Narodowolez ausgemustert und als Schulschiff im Kronstädter Hafen verwendet. Ab 1987 wurde das Schiff mehre Jahre restauriert und am 2. September 1994 offiziell zur Besichtigung freigegeben.
Das Schiffsmuseum befindet sich auf einem Freigelände zwischen dem Schiperski Kai und dem Expo Gelände und kann von außen jederzeit besichtigt werden.
Google Map offizielle Homepage (russisch)
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