Der 9. Mai ist immer noch einer der wichtigsten Feiertage in Russland. Mit einer Truppenparade und einem großen Umzug der Veteranen am Nachmittag wird der Sieg über das nationalsozialistische Deutschland gefeiert. Der Sieg im 'Großen Vaterländischen Krieg‘ wird nicht wie bei den ehemaligen Westalliierten am 8. Mai sondern am 9. Mai gefeiert, da die deutsche Kapitulation offiziell um 23:01 in Kraft trat und es zu dieser Zeit in Russland bereits ein Uhr morgens am nächsten Tag war. Neben den beiden großen Paraden gibt es während des ganzen Tags weitere, über die ganze Stadt verstreute, Gedenkveranstaltungen, um an die Kriegs- und Blockadeopfer zu erinnern. Zum Abschluss des Tages fand am Schlossplatz eine Gedenkveranstaltung mit Ansprachen und Konzerten statt.
In der festlich geschmückten Stadt begann der Tag mit einer Gedenkveranstaltung vor dem Haus am Newski Prospekt, an dem das Schild mit der Warnung ‚Achtung ! Artilleriebeschuss auf dieser Straßenseite‘ angebracht ist.
Nach der Truppeninspektion durch einen General wurde die Militärparade mit relativ wenig Militärtechnik abgehalten, nur einige modernere Munitions und Katjuscha Transporter waren zu sehen.
An der Gedenkstätte am Marsfeld wurden am ‚Ewigen Feuer‘ Blumen niedergelegt.
Lebhaftes Treiben herrschte am Denkmal der Verteidiger Leningrads im Moskauer Viertel, an dem Veteranen mit Nelken beschenkt wurden und bereitwillig für Erinnerungsfotos zur Verfügung standen.
Die Gedenkstätte vor dem Museum wurde von Schulkindern mit Sturmgewehren bewacht.
Im Museum des Denkmals wurden nonstop Filmdokumentationen gezeigt.
Eine Sonderausstellung zeigte im Museum Fotomontagen vom Ende des Kriegs und von heute.
Berliner Reichstag 1945 und heute.
Höhepunkt des Tages war der über drei Stunden dauernde Festzug der Veteranen am Newski Prospekt, der von der Gouverneurin Walentina Matwijenko angeführt wurde.
Rüstige Veteranen marschierten selbst mit, andere ließen sich von aktuellen oder historischen Militär-Fahrzeugen chauffieren.
Neben den Veteranen und einigen Soldaten in historischen Uniformen nahmen auch diverse Gruppen, von Olympioniken über Gewerkschaften, bis zu Afghanistanveteranen und der Kommunistischen Partei teil.
Anschließend fand am Schlossplatz eine Gedenkveranstaltung mit Ansprachen und Konzerten statt.
Wir haben den Tag des Sieges 2015 miterleben dürfen. Die Begeisterung der St. Petersburger war riesengroß und wir waren davon sehr beeindruckt. Beklemmend und beschämend hingegen war der Zug der Petersburger auf dem Newski-Prospekt, auf dem sie die Fotos ihrer während des Krieges und der Belagerung umgekommenen Angehörigen trugen für mich als Angehöriger jenes Volkes,welches diesen Krieg begonnen hat. Völlig unverständlich ist für mich, gerade auch wegen der deutschen Verantwortung für die vielen Opfer von Krieg und Belagerung, die aktuelle, feindselige Haltung der deutschen Bundesregierung gegenüber Russland! Offensichtlich haben die Vertreter der politischen Führung keinerlei Lehren aus dem letzten Krieg gezogen und nichts hinzugelernt! Wir hingegen haben in St. Petersburg nur freundlichste Gesten gegenüber uns Deutschen erlebt.