Der Menschikow Palast war der erste aus Stein gemauerte Palast in Sankt Petersburg. Der Palast wurde zwischen 1710 und 1720 für Fürst Alexander Menschikow, einem Jugendfreund und treuen Gefährten Peters des Großen errichtet. Menschikow stammte aus einfachsten Verhältnissen und wurde durch die Freundschaft mit dem Zaren der zweitmächtigste Mann Russlands und Generalgouverneur Sankt Petersburgs. Nach seinem Tod ging der Palast in Staatsbesitz über, seit 1981 befindet sich darin das Museum der Kultur des Petrinischen Zeitalters im frühen 18. Jahrhundert, eine Außenstelle der Staatlichen Eremitage.
Menschikow, Sohn eines weißrussischen Bauern, kam als Page eines Gardeoffiziers in die Moskauer Vorstadt und lernte dort den etwa gleichaltrigen Peter I kennen. Daraus entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft die bis zu Peters Tod anhielt. Menschikow begleitete Peter auf seinen Europareisen und unterstütze ihm danach bei der Vertreibung der Schweden aus dem Ingermannland. Nach der Schlacht bei Poltawa 1709, bei der die Schweden kapitulieren mussten, erhielte er noch auf dem Schlachtfeld die Feldmarschallwürde. Peter der Große machte ihm zum ersten Gouverneur der Provinz Ingermannland und damit zum obersten Bauleiter der neuen Hauptstadt.
Bereits ab 1704 wurde auf der Wassiljewkij Insel ein riesengroßes Gut mit Holländischen Gärten und Windmühlen angelegt, das bis zum Ufer an der Kleinen Newa reichte. 1710 beauftragte Menschikow den italienischen Architekten Giovanni Maria Fontana mit der Errichtung des bis dahin größten Steinbaus in der Stadt. Vollendet wurde der Palast von dem Hamburger Architekten Gottfried Schädel um das Jahr 1720.
Während der Revolution im frühen 20. Jahrhundert wurde das Gebäude ausgeraubt und verwüstet. 1967 übergab die Sowjetregierung das Gebäude der Staatlichen Erermitage, die den Palast in den 1970er Jahren grundlegend renovieren und sein Erscheinungsbild aus dem frühen 18. Jahrhundert wieder herstellen ließ.
Vor der Hauptfassade am Newa Ufer befand sich ein Anlegekai, der für den Empfang ausländischer Gäste genutzt wurde. Peter der Große benutzte den Palast mehrmals für repräsentative Zwecke, da er selbst über kein derart luxuriöses Gebäude verfügte.
Zu Menschikows Zeiten war die Vorhalle mit antiken Statuten geschmückt die heute nicht mehr existieren. Die Figuren, die man jetzt sehen kann, entstammen den Fundus der Antikensammlung der Eremitage, darunter ein Appollo aus dem 2.Jh. v. Chr.
Emfangsraum im Erdgeschoss
Im Erdgeschoss befinden sich hauptsächlich Arbeitsräume und Aufenthaltsräume der Palastangestellten.
Kommandoraum der Palast-Garde. Neben Peter dem Großen war Menschikow in Russland der einzige Mann, der eine eigene Garde gründen und unterhalten durfte.
Menschikow bewohnte mit seiner Familie die zweite Etage. Eine Reihe imposanter Zimmer sind mit handbemalten holländischen Kacheln geschmückt.
Peter I begeisterte sich für holländische Architektur und Ausstattung. Ihm zuliebe ließ Menschikow in seinem Palast typische holländische Interieurs kopieren, deren Vorlage nach Gemälden holländischer Meister entstanden.
Vier Räume wurden komplett mit über 30.000 weiß-blauen Delfter Kacheln gefliest, jede Kachel ist ein Unikat. Als die holländischen Kacheln zu kostspielig wurden, ließ Peter der Große in der Stadt zwei Kachelwerkstätten von holländischen Meistern einrichten.
Die in Russland hergestellten Kacheln haben wesentlich einfachere Motive.
Die Ausstattung mit Möbel und Kunstwerken aus den Beständen der Eremitage zeigt wie der Adel zu Beginn der Stadtgründung lebte. Die meisten Möbel und Gemälde stammen aus Holland.
Der Palast, der für offizielle Feste, Botschaftsempfänge und Besprechungen verwendet wurde, war bis zu Peters Tod der Mittelpunkt des politischen Lebens in der neuen Metropole.
Im Saal der Assembleen ließ Menschikow auch große Maskeraden in mythologischer Kleidung veranstalten, in der sich die Gäste als Neptun, Bacchus oder als Sirenen verkleideten. Zur seiner und Peters Unterhaltung organisierte Menschikow die Hochzeit eines Zwergenpaares.
In den letzten drei Jahren der Palast-Errichtung beteiligten sich auch Domenico Trezzini, Jean Baptiste Leblond und Bartolomeo Rastrelli an der Innenaustattung des prunkvollen Palasts.
Die bunten Bänder zur Aufhängung der Bilder waren eine Mode des frühen 18. Jahrhunderts. Die damals für Russland neuartigen Spiegel an Wänden und Kommoden war für die orthodoxe Kirche ein Gräuel.
Das Walnusskabinett aus persischem Nussbaumholz war Menschikows Lieblingszimmer.
Der Menschikow Palast wurde zeitweise zu Peters Zweitwohnsitz
Die Wände wurden mit bemalter chinesischer Seide tapeziert.
Auch das Geschirr kam aus China.
Porträtgalerie
Im offiziellen Arbeitszimmer empfing Fürst Menschikow die Abgesandten aus verschiedenen Ländern
Das Deckengemälde ist eines der ältesten Gemäld Russlands mit westlichen Inhalt, es zeigt Peter dem Großen als Kriegsgott ‚Mars-Ares‘
Menschikow nutzte seine Ämter zur schamlosen Bereicherung und wurde deswegen auch dreimal angeklagt. Nur wegen seiner Freundschaft mit Peter den Großen blieb Menschikow unangetastet.
Ein dänischer Gesandter meinte, dass alle Reichtümer aus polnischen Schlössern kämen, auch Peter der Große hatte Menschikow die Plünderung Polens vorgeworfen. Angeblich wurde Menschikow wegen seiner Unterschlagungen von Peter dem Großen mit dem Stock verprügelt. Ein anderer Gouverneur wie Wassili Dolgorukow hatte nicht soviel Glück, er wurde aus denselben Gründen gehängt.
Nach dem Tod Peters des Großen wurde Menschikow von dem minderjährigen Nachfolger Peter II degradiert und mit Frau und Kind nach Sibirien verbannt.
Zarin Anna Ioannowna übergab den Palast dem Kadetten Korps, das am 29.Juli 1731 nach westeuropäischen Muster gegründet worden war.
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